"Hitlerjunge Ahnungslos"
Wie lebten Kinder und Jugendliche im Dritten Reich
und im Zweiten Weltkrieg? In diesem Buch erzählt einer, der in einer
Hamburger Kaufmannsfamilie aufwuchs, wie er damals die Welt um sich
herum wahrnahm. In diese Schilderungen fügt er auch die Erlebnisse
gleichaltriger Freunde und Bekannter ein. Die unterhaltsamen,
gelegentlich verblüffenden, nicht selten höchst spannenden Erzählungen
von Peter Johannsen vermitteln das Bild einer "Normalität", die in jener
Zeit viele erleben konnten, die das Glück hatten, von schlimmsten
Schicksalsachlägen verschont zu bleiben.
Peter Johannsen wurde 1930 im damals preußischen
Holstein, in Altona-Bahrenfeld, in eine Kaufmannsfamilie hineingeboren.
1937 wurde er kraft Verwaltungsakt zum Hamburger, also vom
"Beute-Preußen" zum "Beute-Hamburger".
Von 1933 bis 1945 lebte er im "Tausendjährigen Reich", das sich vor ihm,
als er drei Jahre alt war, zu entfalten begann. Er musste zwar
Hitlerjunge werden, aber Folgen hat das für ihn nicht gehabt.
Auch Peter Johannsen wurde, wie sein Vater, Kaufmann. Nach der
Ausbildung verlegte er sein Tätigkeitsfeld nach Westafrika, was ihn sehr
geprägt hat.
Seit 1983 lebt er wieder in Hamburg.
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Leseproben
Luftgefahr - wie wunderbar!
"Luftgefahr, Luftgefahr! Oh, wie ist das wunderbar!" Diese Perle der
Poesie war eine Anspielung auf die Vorwarnung auf einen Fliegeralarm,
die den Schulen 15 Minuten vorher gegeben wurde. Das Wunderbare daran
war, dass wir sofort nach Hause geschickt wurden.
Wie oft saß ich in der Schulbank und fieberte förmlich der Luftgefahr
entgegen (und bestimmt nicht ich allein). Warum? Na, weil gleich nach
den Schularbeiten, die ich nicht gemacht hatte, gefragt werden würde
oder weil eine Klassenarbeit geschrieben werden sollte, auf die ich mich
nicht vorbereitet hatte. Welch eine Erleichterung, wenn das Signal ertönte! Wieder mal davongekommen! Passierte
das in der Lateinstunde von Dr. Erdmann, musste man sich allerdings in
der Gewalt haben. Schnell ein zerknirschtes Gesicht aufsetzen, weil,
nachdem wir das Thema schon bekommen hatten, die so beliebte
Lateinarbeit ins Wasser fiel.
Wem die Erleichterung anzumerken war, wer vielleicht sogar grinste, den
nahm sich Dr. Erdmann vor, bohrte ihm den Finger in die Brust und
stellte sarkastisch fest: "So, du freust dich! Soldaten fallen an der
Front, Zivilisten werden den nächsten Bombenangriff nicht überleben, und
dieser impertinente Bursche hat Freude daran. Schaut ihn euch an!
Jetzt geht schnellstens nach Hause. Heil Hitler!"
Hamse schon ein Hitlerbild?
Nach drei Jahren Krieg war die
Siegessicherheit dahin und der Glaube an die Weisheit von Hitlers
Entscheidungen auch. Der Stimmungsumschwung war nicht nur bei uns zu
Hause zu spüren, sondern allenthalben. Nur offen durfte man nicht
darüber sprechen. Schon leise Bedenken zu äußern war gefährlich. Darüber
wachte die Gestapo (Geheime Staatspolizei), und wir ahnten langsam, was
es bedeutet, in einer Diktatur zu leben. Die Angst vor Denunziation ging um.
Hohe Strafen waren angedroht. Rief ein Betroffener angesichts seines von
Bomben zerstörten Hauses voller Wut: "Scheißkrieg!", guckten die
anderen Leute schnell weg und gingen ihrer Wege. Sie hatten nichts
gehört. Schnell wäre das Verdikt "Wehrkraftzersetzung" ausgesprochen
worden, und dafür konnte schließlich alles herhalten. Wie leicht war es
jetzt, dem bösen Nachbarn eins auszuwischen, wenn er eine unbedachte
Äußerung machte.
Onkel Erich hatte die Nachricht bekommen, dass sein Sohn vermißt wäre,
und sagte im Treppenhaus zu einem Nachbarn: "Wenn ich nur wüßte, dass er
zu den Russen übergelaufen ist, wäre ich froh. Dann könnte er ja noch
leben."
Ein anderer lieber Nachbar, mit dem er sich nicht grün war, hatte durch den Türspalt mitgehorcht und giftig verlauten lassen: "Ich zeige Sie an!"
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Peter Johannsen Hitlerjunge Ahnungslos Kinder zwischen 1939 und 1948
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